Semmenstedter Straße 14
Dieses alleinstehende Haus gehört mit zu den ältesten Gebäuden in Uehrde. ( Brandversicherung Nummer 4 und Kothof Nr. 8 in der Dorffbeschreibung von Wiener, 1740). Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges 1618 - 1648 waren nahezu alle Gebäude im Ort abgebrannt, viele Einwohner waren geflohen oder starben an der Pest, die sich durch ganz Deutschland wälzte.
Um 1640 wurde das Fundament des Hauses aus stabilen Quadern, die möglicherweise zum ehemaligen Steinturm am Ausgang des Ortes nach Semmenstedt hin gehörten, gelegt. Nicht in der ganzen Breite, wie sich das Haus heute hin zur Straße erstreckt, sondern um drei Meter weniger. Erst 100 Jahre später kam ein Anbau mit drei schmalen Kammern an der westlichen Giebelseite hinzu.
Kerben in den Balken und die Gestaltung des Fachwerks des Hauses weisen darauf hin, dass die Hölzer aus dem Thüringer Eichsfeld über den Harz hinweg auf Leiterwagen nach Uehrde transportiert wurden. Hier wurden dann die Fachwerke mit den ortsüblichen Materialien kleineren Felssteinen, Lehmziegeln und Lehmputz mit Strohhäckseln ausgefüllt.
Das Haus und einige jetzt nicht mehr vorhandene Nebengebäude beschrieb im Jahre 1749 der Landvermesser Wiener folgendermaßen: "Die Gebäude sind noch in gutem Zustande und mit Stroh gedeckt" (Wiener 1749 S: 123).
Die Besitzer des Hauses waren keine freien Bauern sondern Kotsassen, d. h. Pächter, die scharfen Contributionen (Abgabenforderungen) unterlagen. 1749 und auch 1770 noch "sind Lehensherr Ihro Königliche Majestät in Preußen" (Wiener 1749, S. 123). An Abgaben hatte der kleine Hof 6 Gulden 52 Kreuzer und 10 Groschen zu entrichten.
1749 hat "Hans Herzog jam Heinrich Andreas Oelmann hier seinen Kothof, dazu gehören ein hinter dem Hause gelegener Obstgarten von 0,4Morgen, an Woosten hinter Jacob Frickes Garten gelegen von 0,65 Morgen , ... an Länderey ...59 ½ Morgen ... und an Wiesen hinter den Grasshöfen im zweiten Teile von 1 Ha 58 Morgen" (Wiener 1749, S. 121).
Zwei Pferde, eine Kuh und zwei Schweine gehörten damals zum Hof.
Bis das Haus um 1870 in den Besitz der Familie Schrader am Ort gelangte, wechselten noch häufig die Pächter. 1969 wurde das Haus der Gemeinde Uehrde geschenkt und diente als Unterkunft für mittellose Familien und Einzelpersonen.
Als Dr. Peter Braune 1979 das Haus von der Gemeinde erwarb, waren vier Wohnungen im Hause eingerichtet, wovon zwei noch mit Dauerwohnrecht auf Lebenszeit von zwei alten Uehrderinnen bewohnt waren.
In der nachfolgenden Zeit wurde das Gebäude von den Eheleuten Monika Falkenhagen und Dr. Peter Braune mit herkömmlichen Materialien außen und innen renoviert. Die Scheune und der danebengelegene Garten sind Teile der Liegenschaft und dienen der Feuerwehr als Unterkunft und der Familie als Gemüsegarten.
Lit. H. Wiener : Beschreibung des Dorffes Ürde , 1749 und 1770